Von Zweifeln und Knieschmerzen

Lange habe ich jetzt nichts online gestellt, denn ich wollte meine Knieschmerzen und Zweifel nicht auch noch schriftlich in meinem Blog haben. Aber es hilft nichts, ich will ehrlich sein. Schon während der Testfahrt habe ich mein linkes Knie verletzt. Wenn ein Anhänger umkippt fliegt man vom Rad, das habe ich gelernt und werde es hoffentlich ab jetzt erfolgreich vermeiden können. Fakt ist, schon für die Überquerung des Schwarzwalds habe ich Schmerzmittel genommen, weil das linke Knie sonst bei jedem Tritt in die Pedale weh tat. Während der Zeit in Freiburg hatte ich keine Probleme und dachte das Knie erholt sich gut, aber ich fuhr dort auch nur kurze Strecken mit dem Fahrrad.
Die Fahrten nach Breisach, Wyhl, Rust und zurück nach Freiburg sind einfache, flache Strecken. Trotzdem begann das Knie wieder zu schmerzen, so dass ich derart langsam fahren musste, dass ich beschloss zum Arzt zu gehen. Dafür war ich am Freitag (mit dem Zug) nochmal zu Hause in Kirchheim, denn ich wollte zu einem Orthopäden, den ich kenne und dessen Rat ich selbst dann nicht ignorieren würde, wenn dies mein Projekt gefährden könnte.
Na ja, eine schnelle, sicher funktionierende Lösung hatte er auch nicht. Aber immerhin hat er mir nicht vier Wochen schonen verordnet sondern nur eine Spritze ins Knie gegeben und gesagt ich solle versuchen wie ich damit zurecht komme. Ich probiere es jetzt aus.

Aber zurück zum eigentlichen Projekt. Mit meinen Fotos und Videos, die ich bisher aufgenommen habe, bin ich noch nicht so zufrieden, was mir mindestens genauso zu schaffen macht wie die Knieschmerzen. Aber ich habe schon einige spannende Gespräche geführt: Mit Andreas Hoffmann, der ein Passivhaus in Breisach gebaut hat, mit Reinhard Schwörer aus Wyhl, der mit seiner Zimmerei Solaranlagen montiert, mit Karin Schneider, Alma Spribille und Marco Tranitz vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg und mit Georg Löser, der schon 1987 ein energieautarkes Haus gebaut hat und ganz ohne Anschluss ans Stromnetz auskommt. Außerdem war ich heute in Freiamt wo mir die Bürgermeisterin Hannelore Reinbold-Mench und Ernst Leimer vom Verein zur Förderung der Windenergie in Freiamt darüber erzählt haben, wie und warum Freiamt mehr Energie erzeugt als verbraucht. Sobald die Interviews fertig sind werde ich hier auf der Seite eine Rubrik für Interviews einrichten.

Demonstration bei Regen

_MG_5785Wer auch bei Regen zu einer Demonstration geht, meint es vermutlich ziemlich ernst mit der Energiewende. Zwischen 1000 und 3000 Menschen (die Angaben gehen wie immer weit auseinander) folgten dem Demonstrationszug, der sich vor dem Freiburger Stadttheater formierte und durch die Innenstadt bis zum Augustinerplatz zog. „Raus aus Kohle und Atom, wir wollen Wind- und Sonnenstrom“ riefen die Demonstranten und trugen ihre nassen Transparente vorbei an Stadtbahnen und Geschäften. An der Spitze des Zuges trugen auch die Redner der späteren Abschlusskundgebung Ursula Sladek (EWS Schönau), Prof. Eike Weber (Fraunhofer ISE) und Dieter Salomon (Oberbürgermeister der Stadt Freiburg) das Fronttransparent mit der Aufschrift „Energiewende beschleunigen statt abbremsen“.

In ihrer Rede machte Ursula Sladek deutlich, dass die Neufassung des EEG, so wie sie bis jetzt von der Regierung vorgeschlagen wurde, die Beteiligung der Bürger an der Energiewende gefährdet und das obwohl der bisherige Erfolg der Energiewende vor allem von Bürgern getragen wird. Jede zweite Kilowattstunde erneuerbare Energien stamme aus Anlagen, die Bürger entweder selbst oder in Genossenschaften aufgebaut haben. Die aktuellen Pläne der Bundesregierung gefährden Projekte, die derzeit in Planung sind und in die Bürger viel Geld und Engagement investiert haben.

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Ein großes Thema der Kundgebung waren der Strompreis und die EEG-Umlage. „Uns wird vorgegaukelt, Atom- und Kohlestrom seien günstiger als die erneuerbaren Energien. Würde man die externen Kosten dieser Technologien so transparent wie bei den erneuerbaren Energien auf die Stromrechnung schreiben, dann würde heute schon jeder Stromkunde sehen, dass die erneuerbaren Energien auch mit ihren Preisen durchaus konkurrenzfähig sind,“ erklärte Ursula Sladek. Sie machte deutlich, dass die EEG-Umlage und mit ihr der Strompreis nicht wegen dem Zubau von erneuerbaren Energien steigen, sondern wegen den Befreiungen der Großindustrie und wegen dem Rückgang des Strompreises am Strommarkt durch die sinkenden Preise bei Wind- und Solarstrom. „Wenn die Neufassung des EEG so umgesetzt wird wie geplant, wird es im Jahr 2030 noch alle bestehenden klimagefährdenden Kohlekraftwerke geben. Es wird keines vom Netz gehen. Auch der Atomausstieg steht wieder auf der Kippe“, gibt Ursula Sladek zu bedenken und fragt ob die Regierung die Energiewende überhaupt will oder ob die sogenannte „Strompreisbremse“ in Wirklichkeit dazu dient, die Energiewende scheitern zu lassen.

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Auch in der Rede von Prof. Eike Weber war die EEG-Umlage und die Solidarität bei der EEG-Umlage ein zentrales Thema. Außerdem zeigte er auf, warum die Kritik an erneuerbaren Energien zeitgleich mit deren Erfolg gewachsen ist: „Vor fünf Jahren gab es noch keinen, der laut irgendetwas gegen das Thema hatte. Damals musste man für den Sonnenstrom 20 bis 30 cent pro Kilowattstunde bezahlen. Das war ja schrecklich teuer. Gut dass die Klimaschützer und die Klimaengagierten sich darum kümmerten. Heute kostet der Sonnenstrom die Hälfte von dem Strom aus der Steckdose, und das ist die Herausforderung für die großen Konzerne. Das ist der Grund warum unglaublich viel Geld mobilisiert wird gegen die Energiewende.“

Oberbürgermeister Dieter Salomon ging in seiner Rede unter anderem auf die Erfolgsgeschichte der Energiewende in Deutschland und speziell in Freiburg ein: „Der Begriff Energiewende, der kommt aus Freiburg. Den hat das Freiburger Ökoinstitut 1980 schon in einem Buch gefordert. Die Energiewende, die die Bundesregierung jetzt macht, die hat leider über 30 Jahre Verspätung.“ Mit Blick auf die vielen Jahre und Jahrzehnte des Protests machte er auch deutlich, dass Demonstrationen wie diese mit zu der Entwicklung beigetragen haben und immer noch nötig sind um der Bundesregierung zu zeigen, wie wichtig das bereits in über 50 Ländern der Welt erfolgreich kopierte Erneuerbare-Energien-Gesetz ist.

Ein Blick in die Medien zeigt, dass an diesem Tag über 30 000 Menschen in Deutschland für die Energiewende auf der Straße waren.

Beginn in Freiburg – warum eigentlich?

Nicht nur geografisch bietet sich die Region um Freiburg an für den Start einer Deutschlandreise zum Thema erneuerbare Energien, auch die Idee, dass sich an der Energieversorgung aus Atomkraft und Kohle etwas ändern muss, hat in dieser Gegend eine so lange Geschichte, dass man sie als einen Ausgangspunkt der Energiewende bezeichnen kann. Das badische „Nai hämmer g’sait“ (Nein haben wir gesagt) verhinderte bereits in den 1970er Jahren den Bau eines Atomkraftwerks in Wyhl. Doch die Region ist nicht nur bekannt für den erfolgreichen Widerstand sondern vor allem für funktionierende Alternativen und innovative Forschung. Dazu später mehr.

Ich musste feststellen, dass vor allem über den weltweit bekannten Stadtteil Vauban, die Solarsiedlung mit den Plusenergiehäusern und das Heliotrop, so viel berichtet wird und so viele Besuchergruppen sich dort die architektonischen und städtebaulichen Konzepte anschauen, dass ich verstehen kann wenn Interview- und Fotoanfragen abgewiesen werden, weil es einfach irgendwann zu viel wird. Ich gehe also einfach davon aus, dass jeder, der dies liest bereits Bilder im Kopf hat von Freiburg-Vauban und ich nicht die millionsten Fotos von Sonnenschiff und Heliotrop aufzunehmen brauche.

Morgen wird sich zeigen, wie viele Menschen eine Demonstration für die Energiewende in Freiburg auf die Straße bringt und was sie zu den aktuellen Plänen der Regierung zur Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zu sagen haben. Zeitgleich mit den Demonstrationen in sieben Landeshauptstädten haben auch einige engagierte Freiburgerinnen und Freiburger eine Demonstration für den morgigen 22.3. angemeldet.

Transparent bemalen
Transparent bemalen für Demonstration “Energiewende beschleunigen statt abbremsen”