
Interview mit Dr. Andreas Hoffmann, Passivhaus-Besitzer in Breisach
Mein Name ist Andreas Hoffmann, ich bin promovierter Ingenieur, verheiratet, drei Kinder. Warum man auf die Idee kommt ein Passivhaus zu bauen? Ich denke, dass die Menschen, die die Möglichkeit haben sich ökologisch einzusetzen, ob beim Hausbau oder beim Verhalten, die Möglichkeiten dann erfassen sollten, wenn es der richtige Zeitpunkt ist, also zum Beispiel beim Hausbau. Wir leben heute in einem Passivhaus und sind sehr angenehm überrascht, wie schön die verschiedenen Komponenten eines Passivhauses in einander greifen. Wohl wissend, dass heute die Technik schon viele weitere Fortschritte gemacht hat. Trotzdem sind wir sehr überzeugt, dass wir mit der Energieverbrauchsmenge, die wir da jedes Jahr haben, schon wirklich etwas tun für die Umwelt, denn wir haben keine fossilen Energieträger im Haus. Wir haben uns für eine Holzpelletnachheizung entschieden und benötigen heute mit unserem Haus etwa eine Tonne Holzpellets für 300 Quadratmeter. Eine Tonne Holzpellets kostet 300 Euro und wir beheizen also das Haus mit 1 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche inklusiv Warmwasser. Und ich denke da gibt uns nicht nur die Ökologie recht, weil wir hier keine Energie aus Kraftwerken, Kohlekraftwerken, Atomkraftwerken benötigen. Wir haben hier Energie, die wir vor Ort erzeugen, die aus unserem Wald kommt. Vielleicht ein bisschen darüber hinaus, aber lokal produziert und nicht aus den arabischen Staaten oder von russischen Gasproduzenten.
Was war Ihre Motivation, gab es Vorbilder?
Ja, damals gab es die ersten Bewegungen Ende der 90er Jahre hin zu Null-Energie-Häusern, also Häusern, die sich selbst tragen, oder mehr Energie produzieren als sie selber verbrauchen. Das war allerdings für unseren Geldbeutel noch nicht geeignet. Da war uns die Option ein Passivhaus zu erstellen, die günstigste und schnellste Variante.
Wie hat sich das Passivhaus seither entwickelt?
Also die Entwicklung ist relativ schön zu sehen, wenn man heute auf den Seiten mit Passivhausprojekten nachschaut, z.B. passiv.de vom Herr Dr. Feist aus Darmstadt. Wir sind, so weit ich mich erinnere, das Haus Nr. 78, das sein Passivhaus dort auf dieser Seite publiziert hat. Wenn man heute schaut, das sind tausende. Und ich gehe davon aus, dass das auch die Bauform der Zukunft ist, wenn sie nicht sogar überholt wird von Null-Energie-Häusern oder Energie-Gewinn-Häusern. Vor 14 Jahren geplant, und vor 13 Jahren bezogen, da hat sich die Technik sehr sehr viel weiter entwickelt seither und es ist auch komfortabler geworden.

Was würden Sie dann heute anders machen?
Oh, ich denke, anders sicherlich nicht, aber besser, also z.B. kontrollierte Be- und Entlüftung. Die Vorwärmung der Luft wird da über das Erdreich geführt, und wir holen die eben aus der Außenluft. Das heißt wenn Sie -20°C draußen haben, dann wird in der kontrollierten Be- und Entlüftung auch diese kalte Luft wieder erwärmt und da wäre es natürlich besser wenn sie vorgeheizt durchs Erdreich käme. Außerdem gäbe es im Sommer auch die Option, dass es kühlt, und das fehlt uns natürlich. Wenn’s draußen 30°C hat, dann hat auch die kontrollierte Be- und Entlüftung die 30°C anliegen. Das ist auf jeden Fall etwas, das ich heute ganz anders machen wollte.
Was hat es mit dem Schwimmbecken in Ihrem Garten auf sich?
Ja, wir haben einen Swimmingpool gebaut und wir haben auch wirklich lange mit uns gehadert, tun wir’s oder tun wir’s nicht? Ab Mai haben wir hier so viel Wärme, dass uns die Solarflüssigkeit regelmäßig aufkocht. Das Problem dabei ist, dass die Solarflüssigkeit nach mehrmaligem Aufkochen nicht mehr zu verwenden ist. Man muss sie austauschen, das ist relativ kostspielig. Da haben wir lange überlegt, was wir mit der überschüssigen Wärme machen. Man kann die ja im Sommer nicht irgendwo speichern. Jedenfalls nicht von dem Konzept her, was wir in unserem Haus gebaut haben. Wir haben dann gesagt, wir füllen die Wärme in unseren Pool. Ja, es klingt sehr nach Luxus, aber es war eine Möglichkeit, die Wärme abzuführen und da sind wir heute sehr froh darüber.

Wie viele von Ihren Bekannten und Nachbarn haben auch Passivhäuser oder Solaranlagen?
Ich würde Ihnen jetzt gerne sagen, dass es viele sind, aber leider kenne ich keinen Einzigen. Man hat schon ein bisschen darauf geachtet. Freunde von uns haben auch nach niedrigerem Energiestandard als dem Standard, der 2001/2002 galt, also Niedrigenergiehausstandard, gebaut. Aber dass jemand jetzt mit dem Wissen, was wir jetzt haben, nochmal ein Passivhaus gebaut hätte, da kann ich Ihnen sagen, nein kein Einziger.
Was denken Sie motiviert bzw. hindert die Menschen?
Also ein Hinderungsgrund ist die Anschaffung. Die Gestehungskosten sind zwischen 5 und 10 Prozent am Gebäudewert zu messen. Wenn Sie mit einem bestimmten Budget bauen müssen, dann heißt das Ihr Haus wird nur kleiner. Ich hab damit kein Problem wenn ein Haus kleiner wird. Unseres ist auch ein bisschen zu groß geraten. Auf der anderen Seite will man nachher keine Passivhaus-Hundehütte bauen. Ich denke, dass es viele Leute deswegen abhält. Ich selber sage aber und das zeigen auch unsere Kalkulationen, die wir damals gemacht haben, die Investition hat sich jetzt nach zehn Jahren schon reingespielt mit den eingesparten Energiekosten. Wir haben etwa 300 Euro im Durchschnitt für Heizung und Warmwasser im Jahr. Nachbarhäuser, die die Hälfte an Wohnfläche haben, benötigen Faktor 3 oder 4 höher an Gaskosten. Wenn man dann die Verdoppelung der Fläche, die wir haben, einrechnet, dann ist es Faktor 8, teilweise Faktor 10. Wenn man sein Haus mit 2500 oder 3000 Euro beheizen müsste, dann geht das relativ schnell, dass so eine Anlage mit dem etwas höheren Invest sich amortisiert. Ich denke das ist dann wiederum die Motivation, die meine Frau und ich hatten als wir gesagt haben, wir investieren jetzt in die Zukunft. Ja, das heutige Ergebnis gibt uns beiden recht.
Wie stellt sich das nach 13 Jahren dar?
Also wir haben als Investition circa 30 000 Euro zum Hauswert dazu benötigt um etwas höhere Dämmung, also Dämmdicken zu erreichen, für die kontrollierte Be- und Entlüftung, oder eben auch für die solar unterstützte Heizung. Photovoltaik kam erst später. Wir sparen pro Jahr etwa 2500 Euro, das sind 25 000 Euro in 10 Jahren. Damit ist es eine relativ einfache Rechnung. Natürlich haben wir damals Hypotheken aufgenommen, und dennoch, wenn wir berücksichtigen, dass der Ursprungswert der Kosten für Gas und Öl 2001 weit niedriger war als jetzt, hat das den Effekt noch beschleunigt.
Was ändert die geplante Änderung des EEG für Hausbauer wie Sie?
Oh, das ist eine sehr komplexe Fragestellung. Ich bin da leider nicht so tief im Thema. Wir haben 2004 unsere Photovoltaikanlage erstellt, und haben sie mit Krediten der Bank finanziert. Jetzt könnte, und das ist eben auch die Meinung der Öffentlichkeit, jeder sagen, da hat sich die Familie Hoffmann wirklich die Taschen voll gepackt und verdient sich zwei oder drei goldenen Nasen mit der Energieumlage, die alle Bürger zahlen. Es waren ja damals die 57,6 Cent. Das ist leider nicht der Fall, auch weil die Zinsen höher waren, sind die Erträge tatsächlich an die Bank geflossen, die uns das Geld zur Verfügung gestellt hat. Also es war eher Idealismus zu sagen, wir gehen in eine Zukunft, wo man den Energiekonsum, den man selber an den Tag legt, auch selber produziert. Das ist nicht ganz der Fall, aber wir sind dem schon sehr nahe.
Was die Bürger oder die Häuslebauer heute betrifft, wenn Sie mit den Einspeisevergütungen nicht mehr die Amortisation decken können, dann wird es sicherlich den einen oder anderen Bauherren davon abhalten sich dezentral mit Energie zu versorgen. Und da ist mir als Ingenieur ganz wichtig zu sagen, dass für jede Kilowattstunde Strom aus Kohle im Kraftwerk dreimal so viel Energie aufgewendet, wie das was aus Ihrer Steckdose kommt. Eine Kilowattstunde im Haus – im Kraftwerk drei. Das liegt ganz einfach an dem Wirkungsgrad eines solchen Kraftwerks und natürlich an den Übertragungsverlusten.
Ja, der private Hausbauer hat natürlich damit ein Problem wenn er eine nachhaltige Energieversorgung auf das Haus packt, oder Flächen damit belegt, dass er die Amortisation heute nicht mehr zurück bekommt. Natürlich, irgendwann wird die Kilowattstunde 40 oder 50 Cent kosten, dann ist es sehr sinnvoll den eigen produzierten Strom auch selbst zu verwenden. Aber in der derzeitigen Übergangsphase sollte es über einen Amortisationszeitraum oder einen Finanzierungszeitraum von 10 bis 20 Jahren nicht zu Mehrkosten kommen für diejenigen, die das Wagnis auf sich nehmen eine Solaranlage zu installieren oder vor Ort Energie zu produzieren. Als wir 2004 unsere Solaranlage gebaut haben, eben noch mit 57,6 Cent, da wusste man noch nicht 100%ig ob die nach 10 oder 15 Jahren noch die Energiemenge erwirtschaftet, die von Anfang an prognostiziert war. Und nach etwa 10 Jahren ist es jetzt tatsächlich so, dass die Anlage eben nicht mehr 100 % der Leistung aus den Ursprungsjahren hat. Wir haben jetzt schon circa 5 bis 10 Prozent weniger Ertrag im Vergleich zum Anfangszeitraum. Das Risiko tragen wir und wir bezahlen immer noch die gleichen Kreditzinsen an die Banken, nur die Erträge werden geringer. Das wird mit dem neuen Gesetz nicht besser. Wenn sie noch weniger Geld dafür bekommen, wird das viele Bürger davon abhalten.

Was würden Sie an den politischen Rahmenbedingungen ändern?
Also das ist eigentlich eine ganz einfache Frage. Das Geld liegt auf der Straße. Für mich gilt eins, das ist Energieeffizienzsteigerung, Energiesparen. Jede Kilowattstunde, die wir nicht verwenden, ist die, die am besten angewendet ist. Also z.B. durch Umstellung von Beleuchtung auf LED. Also wenn ich Energie verbrauche wie Licht, nachts oder abends wenn die Sonne nicht scheint, dann ist das umso wichtiger. Auch wenn das Haushaltslicht nicht so viel der gesamten Stromrechnung ausmacht. Aber es laufen Kraftwerke nachts, weil wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint Energie bereitgestellt werden muss. Bei der ganzen Diskussion ob On- oder Off-Shore oder Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen notwendig wären, da wäre es wesentlich sinnvoller die Investitionen in Energieeinsparungen und Effizienzsteigerungen zu stecken. Das sage ich nicht nur als Ökologe, sondern eben auch als Ingenieur, der ökologisch denken und ökonomisch arbeiten muss.
Worauf sind Sie an Ihrem Haus besonders stolz?
Wir haben es geschafft, dass es ein Haus ist, was heute wunderschön bewohnbar ist und allen Unkenrufen zum Trotz nicht nach gebrauchten Socken oder nach Katze riecht. Kontrollierte Be- und Entlüftung ist ein Komfortgewinn. Das kann ich nur jedem empfehlen in einem so großen Haus. Der Strom kommt von der EWS aus Schönau, also vollständig regenerativ. Also da sollte man, wenn man so ein Haus dann hat, am Ende auch wirklich stolz drauf sein, weil es funktioniert hat. Am Anfang ist das leider nicht immer so hundertprozentig sicher.

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